Читать книгу "Issue Does Not Exist"],"errors":{ онлайн | страница 11

Der Lehrer wischte sich den Schweiss von der Stirn. Es ist ein Traum, dachte er zweifelnd und betrübt und sah auf das Bahngeleise hinüber, auf dem ein Schnellzug einherraste. Er freute sich auf seine Abendstunden, auf seine Chronik, auf seine stille Abgeschiedenheit. Indessen forderte ihn der Provisor auf, mit ihm in einem Wirtshaus in Altenmuhr zu essen, und noch viel weniger als früher wagte er es abzuschlagen. Doch Siebengeist wurde merkwürdig schweigsam, ballte nur hier und da Schnee zusammen und warf ihn auf die Baumkronen, dass es knisterte. Dann lachte er und freute sich.

In der niedrigen, heissen Wirtsstube sassen Fuhrleute beim Bier. Siebengeist berührte kaum die Speisen. Er stocherte nachdenklich in seinen weissen Zähnen, während der Lehrer tüchtig zugriff. „Gelehrsamkeit stärkt den Magen“, bemerkte Siebengeist sarkastisch. „Wissen Sie, was mir eingefallen ist? Ich forme mir eine Jungfrau aus Schnee: schön, rein und klug. Ich gebe ihr das Herz eines treuen Hundes und die Augen einer edlen Hässlichen, die in Verborgenheit lebte. Das Ganze belebt, wäre ein Wunder an Vollkommenheit.“

Philipp Unruh dachte: wenn dieser Mann Apotheker ist, werden die Kranken seltsame Mixturen erhalten. Sein ordnungsliebendes Gemüt begann sich zu empören. Er betrachtete den Provisor scharf von der Seite und musste sich gestehen, dass er ein schönes Gesicht habe, ein intelligentes Auge, einen weichen, schwärmerischen Mund.

Auf dem Heimweg stockte jedes Gespräch. Die Ruhe der Natur war ein Befehl zur Ruhe für die Wanderer. Schon begann das beschneite Gelände bläulich zu schimmern. Wie schwärzliche Gestalten standen die Bäume da, streckten die Äste verzweifelt gegen den Himmel. Philipp Unruh empfand seinen Begleiter wie eine schwere Bürde. Er vermochte nicht zu überlegen und nicht zu denken in seiner Gegenwart. Unsichere Schuldgefühle belästigten ihn.

Als sie den Marktplatz des Städtchens entlang schritten, begegnete ihnen der Baron Apotheker und lud sie ein, den Nachmittagskaffee in seinem Hause zu nehmen. „Meine Frau wird sich freuen“, sagte er süsslich und in einem Ton, als spräche er von einer majestätischen Person. Siebengeist nickte zerstreut und nahm des Lehrers Arm, der verschüchtert und abwartend der Einladung folgte.


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