Читать книгу DIE KATAKOMBEN онлайн | страница 50
Er zuckte mit den Schultern. »Das weiß keiner. Rascal redet von dieser großen Gruppe mit um die hundert Mitgliedern, angeblich organisiert und vermögend, so eine Art Altherrenriege. Sie benutzen die Katakomben, aber nur um sich unbemerkt durch Paris zu bewegen. Sie haben Schlüssel zu allen Orten in der Stadt. Sie veranstalten Lyriklesungen im Keller der Pariser Oper oder lassen sich auf dem Dach vom Parthenon volllaufen, oder was auch immer.«
Ich antwortete nicht, während ich darüber nachdachte. Das klang cool. Es klang auch komplett weit hergeholt.
»Du hast erwähnt, Danièle wäre angeheiratete Verwandtschaft?«, fragte ich. »Was ist sie, deine Schwägerin?«
»Ja. Dev und Danny Laurent. Die Doppel-Ds.«
»Warum versteht ihr zwei euch nicht?«
»Danny und ich? Du meinst wegen der Franzosen-Sticheleien?« Er zuckte mit den Schultern. »Es fing mit mir und meiner Frau an. Dev macht sich ständig über mich lustig, weil ich Frankokanadier bin. Nennt mich Queeb, Bibertreiber, Poutine. Tatsächlich ist sie diejenige, die diese ganze Froschsache angefangen hat, indem sie mich einen gefrorenen Frosch nannte. Und ich geb ihr dann auch bescheuerte Namen. So sind wir eben, so ist unsere Beziehung. Ich fand es lustig, wie beleidigt Danny immer wurde, wenn sie bei uns war, also hab ich angefangen, sie auch Franzmannkram zu nennen. Ich glaube nicht, dass es ihr so viel ausmacht, wie sie behauptet. Was ist mit dir?«
»Was ist mit mir?«
»Du und Danny. Was geht da ab?«
Ich warf einen Blick nach vorne auf Danièle. Sie sprach mit Pascal; ihre Stimme war monoton und leise. Der Schall trug hier unten nicht gut. Die gedämpfte Stille war wie in einer alten Bibliothek oder einem Weinkeller.
»Wir sind nur Freunde«, erwiderte ich.
»Komm schon, Kumpel. Sie hat dich in die Katas eingeladen. Es sind immer nur sie und Pascal. Sie hat sogar Stunk gemacht, weil ich heute mitkommen sollte, und ich gehöre verdammt noch mal zur Familie. Also, wie sieht‘s aus? Bumst du sie?«
Die Frage traf mich unvorbereitet und beschwor Erinnerungen an Samstagmorgen herauf. Das Aufwachen in Danièles kleingeldbeutelschickem Schlafzimmer im schwachen Licht, das durch die fuchsiafarbenen Jalousien kroch, der Geruch von Kaschmirrosen-Weihrauch, den sie am Abend zuvor verbrannt hatte, die sinnliche Wölbung ihrer Wirbelsäule von ihrem Nacken zu der Stelle, an der ihr Steißbein unter der Decke verschwand …