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Der 39. Fall
Georges Simenon
Maigret, Lognon und die Gangster
Roman
Aus dem Französischen von Elisabeth Edl und Wolfgang Matz
Kampa
1 Notgedrungen übernimmt Maigret Madame Lognon, ihre Gebrechen und ihre Gangster
»Natürlich … Natürlich … Ja, Monsieur … Ja, sicher … Sicher … Ich verspreche Ihnen, ich tu, was ich kann … So ist’s … Meine Empfehlung … Was? Ich habe gesagt: Meine Empfehlung … Nein, ich bin nicht gekränkt … Auf Wiederhören, Monsieur …«
Wohl zum zehnten Mal, er zählte längst nicht mehr, legte Maigret auf, entzündete von Neuem seine Pfeife, schaute vorwurfsvoll in den ausdauernden, kalten Regen draußen vor der Fensterscheibe, griff nach dem Federhalter und beugte sich über den Bericht, an dem er seit einer Stunde saß, fertig jedoch war nicht mal eine halbe Seite.
Kaum schrieb er nämlich das erste Wort, dachte er in Wirklichkeit schon an etwas ganz anderes, dachte er an den Regen, an diesen besonderen Regen, Vorbote der echten Winterkälte, der einem gleich in den Kragen rinnt, durch das Schuhwerk sickert, beständig vom Hutrand tropft, ein Regen für Schnupfen, schmutzig und trist, bei dem die Menschen lieber zu Hause bleiben, und dort sieht man sie dann wie Gespenster hinter den Fenstern.
Ist es Langeweile, was sie ans Telefon treibt? Unter den acht oder zehn fast sofort aufeinanderfolgenden Anrufen waren keine drei irgendwie sinnvoll. Und wieder schepperte die Klingel, und Maigret musterte den Apparat, als hätte er Lust, ihn mit einem Faustschlag zu zertrümmern, schließlich bellte er:
»Hallo?«
»Madame Lognon besteht drauf, mit Ihnen persönlich zu sprechen.«
»Madame wer?«
»Lognon.«
Es war beinahe ein Witz, bei diesem Wetter, in einem Augenblick, da er schon strapaziert genug war, aber tatsächlich hörte er plötzlich am anderen Ende der Leitung den Namen jenes Mannes, den man rundum Inspektor Griesgram nannte, die traurigste Gestalt unter allen Pariser Polizisten, mit einem so sprichwörtlichen Pech, dass manche behaupteten, er habe eine ganz spezielle Anziehungskraft für das Unglück.